Mario Lockemann

Mario Lockemann aus Göttingen-Herberhausen bewirtschaftet einen 250-Hektar-Betrieb zusammen mit seiner Frau, seit 2013 und in dritter Generation. Die beiden Kinder sind mittlerweile ausgezogen, Marios Eltern wohnen noch auf dem Hof und helfen mit: Der Vater unterstützt ihn im Ackerbau, im Grünland und bei den Tieren. Die Mutter hilft der Schwiegertochter im Hofladen. Neben Mutterkühen und Legehennen halten die Lockemanns Pferde. Es ist also eine Menge zu tun! Wir sprachen mit Mario Lockemann über sein Verständnis von Regionalität, warum er den Anbau von Braugerste erst „lernen“ musste und so einiges mehr.

Mario, was baut ihr an und welche Tiere haltet ihr?

Wir bauen Raps, Weizen, Gerste und seit mittlerweile drei Jahren Braugerste für Einbecker an. Auf dem Grünland produzieren wir Grassilage und Heu für die Pferde und die rund 40 Mutterkühe, das sind Zuchttiere. Geht ein Tier nicht zur Zucht weg, kommt es ins  „Landgasthaus Lockemann“. Das ist die Gaststätte meiner Brüder, die sie von unserem Onkel übernommen haben. Sie geben die Tiere komplett zum Schlachter und bieten Gerichte auf ihrer Karte viele regionale Gerichte an.  

Und was gibt es in eurem Hofladen zu kaufen?

Wir haben zwischen 600 und 800 Legehennen in Freilandhaltung und vermarkten die Eier über unseren Hofladen. Wurst bieten wir auch an.

Was bedeutet Regionalität für dich?

Dass ich das Futtermittel für meine Tiere, Körnermais zum Beispiel, aus der Region kaufe. Und dass ich versuche, meine Tiere regional zu vermarkten. Es ist für mich ein großer Schritt, das mit meinen Brüdern machen zu können. Kurze Wege für die Tiere und für die Produkte.

Warum ist dir das wichtig?

Es werden noch viel zu viele Lebens- oder auch Futtermittel umhergefahren. Wir müssen regional denken, regionale Anbieter unterstützen und andere Vermarktungsstrategien entwickeln. Die Leute sind dafür sensibilisiert, woher das Essen kommt. Leider Gottes ist es so, dass nicht mehr so viel Geld bei ihnen vorhanden ist, um Regionalität zu unterstützen. Sonst würde es noch viel besser laufen.

Was sind deiner Meinung nach die Stellschrauben, damit regionale Produkte erfolgreich sind?

Im Grunde genommen muss ich mein Produkt gläsern darstellen. Die Leute müssen sehen, wo und wie es hergestellt wird. Wie die Tiere aufwachsen, wie sie gehalten werden und wie sie dann auch zum Schlachter gehen. Auch wir Landwirte versuchen, regional zu arbeiten. Es geht nicht immer darum, alles auf Bio umzustellen, auch die konventionell wirtschaftenden Betriebe geben sich Mühe, sich zu ändern.

Was schätzt du an unserer Region besonders?

Vom Solling übers Eichsfeld bis hierher zu uns ist es einfach herrlich. Wir haben Berge, Flüsse und Seen. Man fühlt sich einfach wohl.

Welche Besonderheiten hat der Anbau von Braugerste?

Ich musste erst einmal viel lernen. Ich habe früher keine Sommerung (Nutzpflanzen, die im Frühjahr gesät und im Spätsommer/Herbst geerntet werden, Anm. d. Red.) angebaut, ich musste mich erstmal einlesen und mich mit Kollegen unterhalten. Wir haben sehr viele flachgründige Böden, wodurch die Gerste teilweise unter Trockenheit leidet – in diesem Jahr zum Glück nicht. Man streut relativ wenig Stickstoff, damit die Proteinwerte nicht so hoch gehen. Ein Vorteil, denn so spart man Dünger, was man dem Verbraucher auch klar machen kann.

Was treibt dich an?

Landwirt ist der schönste Beruf der Welt. Das ist einfach so. Du bist dein eigener Herr. Du schaffst was. Du siehst, was du anbaust, wie es wächst und gedeiht. Und ich habe riesigen Spaß an den Mutterkühen. Ein Herzensberuf. Nur wird einem durch die Auflagen der Bürokratie viel versaut, wenn ich das mal so sagen darf.

Gibt es neben der Bürokratie etwas, das dir Sorgen macht?

Der Nachwuchs fehlt. Bei uns ist es so, dass beide Kinder – sie sind ja mit den Problemen in der Landwirtschaft aufgewachsen – gesagt haben: Das ist nichts für uns. Meine Tochter arbeitet zwar mit Pferden und will den Betrieb hier später auch weiterführen. Aber sich auf die großen Maschinen setzen und auf Acker und Wiesen herumfahren will sie nicht. Die jungen Landwirte, die da sind, die gehen mit Herzblut ran. Das sind top ausgebildete Leute. Aber der Fachkräftemangel ist da.

Hast du eine Idee, wie man die junge Generation für die Landwirtschaft begeistern kann?

Begeistert sind viele, glaube ich. Mein Neffe ist elf und sein Freund dreizehn, die sind hier mit dabei, die fahren auf dem Trecker und dem Mähdrescher mit und sind im Winter mit im Stall. Aber es ist eben nicht nur das: Es muss entbürokratisiert werden.

Du baust für Einbecker Braugerste an. Was schätzt du an der Zusammenarbeit?

Es ist eine richtig tolle Sache, die Einbecker ins Leben gerufen hat. Ich bin da mehr oder weniger über meine Brüder reingerutscht, die gesagt haben: Wir haben die Gaststätte, wir verkaufen Einbecker Bier und hier wird das Getreide für das Bier angebaut. Mehr Regionalität geht ja eigentlich nicht.

Das stimmt! Wie war das Anbaujahr?

Es war ein schwieriges Ackerbaujahr durch den vielen Regen und wenig Sonne. Wir haben eine bescheidene Getreideernte. Die Braugerste ist dieses Jahr aber erstaunlich gut, sowohl in der Quantität als auch der Qualität.

Nutzt du die Kooperation auch für den Erfahrungsaustausch mit den anderen Landwirten?

Ja, das sind alles super nette Leute. Im Gespräch hält niemand etwas zurück. Für mich ist es wichtig, dass man offen miteinander umgeht. Ich mag das gemütliche Zusammensein mit Leuten, die man nicht jeden Tag trifft. Man bekommt andere Einblicke.

Und welche Einbecker-Sorte ist dein Favorit?

Ich trinke unheimlich gerne Einbecker Brauherren Pils und neuerdings auch sehr gerne Einbecker Lager. Meine Frau trinkt mehr oder weniger keinen Alkohol – und sie trinkt gerne Einbecker Alkoholfrei.  

Mario, vielen Dank für das Gespräch und die Zusammenarbeit mit uns!

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